Nachhaltigkeit - Das Gespräch: „Verschwendung verhindern – das ist meiner Meinung nach der Kern“

Nick Major im Gespräch mit Stan Raben, Director Engineering & Projects

Die Produktion von Futtermitteln ist ein energieschluckender Prozess. Mit den richtigen Maßnahmen lässt sich daher im Bereich Nachhaltigkeit viel erreichen. Die internationale OPS-Plattform von ForFarmers spielt dabei eine große Rolle. Wie geht sie die Sache an? Was sind die Ambitionen? Und was wurde bereits erreicht? Nick Major sprach darüber mit Stan Raben, Director of Engineering & Projects und Mitglied der OPS-Plattform.

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Behandle deine Sachen mit Sorgfalt

Nick: „Was bedeutet Nachhaltigkeit konkret für dich?”
Stan: „Geh mit deinen Sachen schonend um und verschwende keine Dinge oder Lebensmittel unnötig. So bin ich erzogen worden und das versuche ich jetzt auch innerhalb unserer Familie zu leben. Ich denke, das ist der Kern von Nachhaltigkeit. Man kann schließlich etwas sehr nachhaltig produzieren, aber wenn am Ende ein großer Teil des Produkts verschwendet wird, hat man wenig bis gar nichts gewonnen.“

Die perfekte Stelle, um Wissen und Ideen auszutauschen

Nick: „Dann die Frage, die sich viele Leser jetzt zweifellos stellen: Was ist die OPS-Plattform?“
Stan: „Es handelt sich um eine internationale Gruppe von Kollegen, die innerhalb von ForFarmers für Operations und Group Supply Chain oder anders gesagt die Zulieferkette verantwortlich sind. Wir führen alle zwei Monate ausführliche Beratungen mit dieser Plattform durch, in denen alle möglichen Themen aus Operations und Supply Chain besprochen werden. Ziel ist es, sich gegenseitig zu informieren, voneinander zu lernen, sich gegenseitig bei der Lösung von Engpässen zu helfen und generell die Leistung von Operations und Supply Chain zu steigern und Kosten zu senken. Zusätzlich zu diesen Beratungsgesprächen haben wir jeden Monat einen kurzen Update-Call von einer Stunde, damit wir immer wissen, was los ist und so am Ball bleiben.“

Nick: „Welche Rolle spielt Nachhaltigkeit bei diesen Beratungen?“
Stan: „Das ist mittlerweile ein Dauerthema. Das ist auch logisch, denn es ist mittlerweile sowohl für die Gesellschaft als auch für ForFarmers immer wichtiger geworden. Für die Futtermittelproduktion wird viel Energie benötigt. Wenn wir diesen Energieverbrauch reduzieren und nachhaltiger gestalten können, wird das wirklich seine Früchte abwerfen. Die Plattform ist natürlich die perfekte Stelle, um Wissen und Ideen auszutauschen, damit Anwendungen, die an einem Ort gut funktionieren, auch in anderen Ländern aufgegriffen werden und man somit nicht überall das Rad neu erfinden muss.“

Energie einsparen und den Verbrauch nachhaltiger gestalten

Nick: „Und was bedeutet das in der Praxis für Engineering & Projects?“
Stan: „Unsere Hauptaufgabe war es immer, dafür zu sorgen, dass alle Investitionen in den Fabriken rechtzeitig und ordnungsgemäß vorbereitet und anschließend sicher realisiert werden. Daran hat sich nichts geändert, jedoch ist die Nachhaltigkeitskomponente hinzugekommen. Wir suchen kontinuierlich nach Möglichkeiten, innerhalb der Produktion so viel Energie wie möglich einzusparen, zum Beispiel durch effizientere Produktionsprozesse und Maschinen. Gleichzeitig arbeiten wir daran, unseren Energieverbrauch nachhaltiger zu gestalten, indem wir immer mehr erneuerbare Energien wie Solarenergie, Holzspäne, Biogas und Ähnliches nutzen.“

Nick: „Dies betrifft hauptsächlich den Operations-Teil der Plattform. Wie tragen die anderen Geschäftsbereiche innerhalb der Plattform dazu bei, unseren Produktionsprozess nachhaltiger zu gestalten?“
Stan: „Die Kollegen aus Nutrition & Innovation, Einkauf und Rezeptur setzen beispielsweise auf nachhaltigere Rohstoffe und arbeiten an Möglichkeiten, die Futterverwertung zu senken. Damit reduzieren wir den CO2-Fußabdruck der gesamten Lebensmittelkette. Sie passen auch Rezepte an, damit es weniger Energie kostet, einen qualitativ hochwertigen Brocken zu pressen. Außerdem werden Konzepte entwickelt, bei denen das Futter gar nicht mehr gepresst werden muss und das macht natürlich einen großen Unterschied. Aber dazu können die Kollegen viel mehr sagen als ich.“
Nick: “Das verstehe ich. Dies wurde auch in früheren Gesprächen diskutiert, beispielsweise mit Rosemarijn Gerritsen vom NIC.”

Konkrete und ehrgeizige Ziele für 2025

Biomassekraftwerk in Lochem

Nick: „Zurück zu Operations: Was ist euer Streif am Horizont?“
Stan: „Unsere Ziele sind in der Strategie ‚Build to Grow 2025‘ enthalten, die im Herbst 2020 eingeführt wurde. Unser langfristiges Ziel ist es, bis 2030 gut und gerne 75 % weniger CO2 pro Tonne Endprodukt auszustoßen als 2015. Kurzfristig, also für 2025, haben wir uns drei harte Ziele gesetzt. 1: Unser größtes Werk in Lochem muss dann komplett CO2-neutral sein. 2: Betriebsübergreifend – also Produktion plus Ausgangslogistik in allen fünf Ländern, in denen wir tätig sind – muss der Energieverbrauch pro Tonne Endprodukt im Vergleich zu 2019 um 10 % gesenkt werden. Und 3: Von der Energie, die wir 2025 noch verbrauchen, müssen 50 % aus erneuerbaren Quellen stammen.“

Nick: „Das sind sehr konkrete, aber auch sehr ehrgeizige Ziele! Kannst du ein Beispiel für ein Projekt nennen, das darauf ausgerichtet ist?“
Stan: „Ein sehr wichtiges Projekt, das wir vor drei Jahren realisiert haben, ist natürlich das Biomassekraftwerk in Lochem. Wir verbrennen Holzspäne, die bei der regelmäßigen Wald- und Landschaftspflege in der Region abfallen. Mit der freigesetzten Wärme befeuern wir den Dampfkessel, der den Dampf erzeugt, mit dem das Futter zu Pellets gepresst wird. Mit diesem Kraftwerk können wir den Verbrauch an fossilem Erdgas an diesem Standort um rund 90 % reduzieren.“
Nick: „Das klingt tatsächlich beeindruckend!“
Stan: „Das stimmt. Leider schaffen wir das bis jetzt noch nicht ganz, weil wir noch zu viele technische Ausfälle haben. Aber wir arbeiten hart daran, diese 90 % zu erreichen. Und in der Zwischenzeit ist es eine gute Lerngelegenheit für zukünftige Projekte.“

Umstellung von Kohle auf Erdgas in Polen

Nick: „Hast du auch ein Beispiel aus einem der anderen Länder?“
Stan: „In Polen haben wir in ‚Co-Generierung‘ investiert, auch bekannt als Kraft-Wärme-Kopplung oder KWK. Das bedeutet, dass wir mit einem Gasmotor unseren eigenen Strom erzeugen und die entstehende Wärme zur Beheizung des Dampfkessels nutzen. Darüber hinaus wird in Biskupice die Kohle als Brennstoff durch Erdgas ersetzt. Alles in allem ergibt das eine CO2-Einsparung von ca. 30 %.“
Nick: „Ist es nicht bemerkenswert, dass in Polen die Umstellung auf Erdgas zu einer nachhaltigeren Produktion beiträgt, während man in den Niederlanden den Erdgasverbrauch senken möchte?“
Stan: „Tja, das hat natürlich alles mit der Ausgangslage zu tun. Erdgas ist nicht ideal, aber wenn es Kohle ersetzt, ist das schon eine große Verbesserung.“

Nick: „Und wie weit sind wir eigentlich mit Sonnenkollektoren an unseren Produktionsstandorten?“
Stan: „In Lochem stehen bereits fast 3.000 auf dem Dach der Hauptverwaltung und auf zwei Schuppen. Zusammen sind sie gut für ca. 805.000 kWh Solarstrom pro Jahr. An verschiedenen anderen Standorten arbeiten wir daran. Obwohl der Beitrag der Sonnenkollektoren nur wenige Prozent beträgt, hilft jedes bisschen. Wir prüfen auch direkte und virtuelle Verknüpfungen mit externen Solarparks, wodurch wir möglicherweise Einsparungen von mehreren zehn Prozent erzielen können.“

Das perfekte Beispiel für Zirkularität

Nick: „Wenn du ein Projekt auswählen müsstest, das du besonders hervorheben willst, welches wäre das?“
Stan: „Darüber muss ich nicht lange nachdenken: die Zusammenarbeit mit der Genossenschaft ‚Oxe Gibt Gas‘, die wir kürzlich abgeschlossen haben. Dies ist eine Initiative von fünf Milchbauern in Oxe, einem Dorf in der Nähe von Deventer. Die Landwirte haben auf ihrem eigenen Grundstück eine Güllevergärungsanlage – oder investieren gerade in eine – und produzieren darin mit der frischen Gülle aus ihren Ställen Biogas. ForFarmers kauft dieses Biogas und verwendet es zur Dampferzeugung in der Fabrik in Deventer. Jährlich ersetzen wir 400.000 m3 Erdgas durch Biogas, was ungefähr 85 % des Jahresverbrauchs des Standorts Deventer entspricht.“

Nick: „Das klingt nach einem tollen und vor allem nachhaltigen Deal.“
Stan: „Es ist das perfekte Beispiel für Zirkularität. Ich denke, das ist das Schöne daran: Die Landwirte kaufen Futtermittel von ForFarmers und verfüttern es an ihr Vieh, der produzierte Mist wird auf ihrem eigenen Grundstück vergoren und das freigesetzte Biogas wird zu ForFarmers transportiert, das dann damit Dampf erzeugt, um neues Mischfutter zu produzieren. Die im Fermenter verbleibenden Gärreste werden von den Landwirten als Dünger auf ihren eigenen Flächen verwendet. Auch wenn es für uns kein großes technisches Investitionsprojekt ist, war es doch sehr schön, mit den Milchviehhaltern und ihren Beratern auf der einen und unseren Kollegen aus dem Energieeinkauf und der Rechtsabteilung auf der anderen Seite zusammen zu sitzen und – trotz der unterschiedlichen Interessen – zu einem sehr guten Vertrag zu kommen, mit dem beide Parteien absolut zufrieden sind.“

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