Richtig Absetzen - Fit fürs ganze Leben!

Milchviehhalter wollen Ihre Kälber auf ein Leben als Hochleistungsmilchkuh vorbereiten. So hat sich sowohl in der Forschung als auch in der Praxis die Erkenntnis durchgesetzt, dass Kälber nur bei entsprechender Fütterung ihr genetisch angelegtes Wachstums- und Entwicklungspotential voll ausschöpfen können. Dieses Potential wird dabei vorgeburtlich bereits in der Gebärmutter des Muttertiers vorbestimmt. Es kann gezeigt werden, dass bei Geburt schon feststeht, wie gesund oder anfällig das Kalb in den ersten Lebenswochen sein wird.

Wissen
Milchkühe
Kälberaufzucht
Nose calv 2048 1024 px 1 - ForFarmers Deutschland

Grundvoraussetzungen

Um in den ersten 4 bis 5 Lebenswochen nach der Geburt hohe Zunahmen von mindestens 800 g pro Tag zu ermöglichen, sind 6 Punkte entscheidend:

  1. eine bedarfsgerechte Fütterung des trächtigen Muttertiers (Kühe und Färsen),
  2. die sehr gute Versorgung mit Erstkolostrum,
  3. die Fütterung von Folgekolostrum in den ersten 3-5 Tagen nach Geburt,
  4. hohe Milchmengen während der ersten 3-5 Lebenswochen von mindestens 1 kg Trockensubstanz pro Tag,
  5. Fütterung eines Milchaustauschers, der nach Auflösung in Wasser gleichwertige Eigenschaften wie Vollmilch hat,
  6. eine sehr gute Hygiene und angepasste Haltungsumgebung.

Viele Betriebe haben nach Intensivierung der Kälberaufzucht aber die Beobachtung gemacht, dass sich im Zeitraum des Absetzens eine neue Stoffwechselherausforderung für Ihre Tiere ergibt: Die Entwicklung zum Wiederkäuer. Je intensiver die Jungtiere aufgezogen werden, desto schwieriger wird es, den Übergang zum Wiederkäuer zu gestalten.

Das wirft bei Milchviehhaltern die Frage auf, wie ein Fütterungsplan nach der ad-libitum Tränkephase gestaltet werden sollte, um geringere Wachstumsraten beim Übergang zum Wiederkäuer zu vermeiden?

Wissen durch fundierte Forschungen

ForFarmers hat dazu zwei wissenschaftliche Untersuchungen zum Absetzen durchgeführt. Es wurden 2 x 2 Gruppen á 20 Kälber (insgesamt 80 Kälber) nach einer ad-libitum-Tränkephase von 5 Wochen innerhalb von 5 Wochen bzw. von 9 Wochen abgetränkt (Tränkephase gesamt: 10 Wochen bzw. 14 Wochen). Im Rahmen der Versuchsanordnung wurden bis zur 16. Woche die Futteraufnahme und die Leistungsdaten tierindividuell erfasst.

Der Praktiker mag mit Blick auf die Tränkedauer in diesem Versuch erschrecken (98 Tage). In dem Experiment wurden 25 kg mehr Milchpulver verbraucht was einer Investition von ca. 45 € entspricht. Durch den zusätzlichen Zuwachs, geringere Verluste und einem früheren Erreichen des Besamungsgewichts verhalten sich die Futterkosten am Ende der Färsenaufzucht jedoch gleich - allerdings bei deutlichen Vorteilen für den Energiestoffwechsel der länger getränkten Kälber.

Die Ergebnisse sind vielversprechend!

Schon die Vorergebnisse zeigten, dass durch einen späteren und damit sanfteren Übergang zum Wiederkäuer eine Energielücke während des Absetzens vermieden werden kann. Die Endergebnisse spiegeln diese Erkenntnisse mit genauen Zahlen deutlich wider.

Die 14 Wochen getränkten Versuchskälber hatten Tageszunahmen von 970 g, waren insgesamt kräftiger entwickelt, und wiesen deutlich höhere Zunahmen nach dem Absetzen auf. Im Vergleich, die Kontrollgruppe mit 10 Wochen Tränkephase hat lediglich Tageszunahmen von 870 g aufzuweisen. Dies führte zu einem höheren Endgewicht nach 16 Wochen: Kontrolltiere mit einem Endgewicht von 137,4 kg und die Versuchstiere mit 148,08 kg.

Grafik Zunahmekurven Endergebnisse

Für den Milchviehhalter bedeutet das eine deutliche Verbesserung. Wenn die Kälber in die nächste Aufzuchteinheit eingestallt werden, sind sie:

  • stabiler und schwerer (15 - 20 kg mehr Lebensmasse an Tag 100),
  • haben einen voll entwickelten Pansen,
  • und erreichen anschließend früher die Pubertät
    (das Zielgewicht zur ersten Besamung wird circa 20 – 25 Tage früher erreicht).

Des Weiteren war die MAT-Aufnahme der Versuchsgruppe höher, was den unterschiedlichen Tränkeplänen geschuldet ist. Gleichzeitig sinkt die Kraftfutteraufnahme der Versuchsgruppe im Gegensatz zur Kontrollgruppe, 79,07 kg vs. 89,54 kg. In den Lebenswochen 9 bis 13 haben die Kontrolltiere signifikant höhere Kraftfutteraufnahmen.

Trotz der geringeren Kraftfutteraufnahme der Versuchsgruppe, haben diese Kälber in den Lebenswochen 6 bis 14 eine signifikant höhere TM-Aufnahme aus Kraftfutter und vor allem dem Milchaustauscher. Dies führte zu einer erhöhten täglichen Energieaufnahme der Versuchsgruppe in Lebenswoche 6 bis 14, damit wird der Energielücke während des Absetzens entgegengewirkt. Die Kontrollgruppe fällt nach dem Absetzen in eine deutlich tiefere Energielücke, da die Energieaufnahme durch die oben genannten Punkte zu niedrig ist.

Diese Ergebnisse werden in die Beratungsempfehlungen zur Aufzucht von Kälbern einfließen. Durch diese Art der angewandten Forschung beteiligt sich ForFarmers aktiv am Erkenntnisgewinn für eine nachhaltige und tiergerechte Milchviehhaltung. Damit Sie als Milchviehhalter gesunde und leistungsstarke Färsen mit einer hohen Einsatzleistung und Persistenz melken können, arbeiten wir aktiv an praxistauglichen Aufzuchtkonzepten. Schon jetzt können Sie die Beratung der Kälberspezialisten von ForFarmers für Ihren Betrieb anfordern. Sie stehen Ihnen mit aktuellen Forschungsergebnissen und Empfehlungen zur Seite.

Artikel teilen

Mehr infos?

Wünschen Sie eine Beratung durch unsere Spezialisten?