Das Gespräch: ‘Es ist immer die Suche nach dem richtigen Gleichgewicht’

Nick Major im Gespräch mit Rosemarijn Gerritsen, Innovation Manager NIC Schweine

Nachhaltige Viehzucht, nicht nur heute, sondern auch in der Zukunft - wie gestaltet man das? Dies ist die zentrale Frage in der Arbeit von Rosemarijn Gerritsen, Innovationsmanagerin Sauen und Mastschweine innerhalb des Nutrition Innovation Centre (NIC) von ForFarmers. In ihrer Rolle setzt sie wissenschaftliche Forschung in die tägliche Praxis um. Das ist nicht so einfach, wie es scheint, da auch Faktoren wie der Selbstkostenpreis und die praktische Durchführbarkeit berücksichtigt werden müssen. Nick Major hat mit ihr darüber gesprochen. Natürlich wurde auch unsere neue Nachhaltigkeitsstrategie Going Circular besprochen.

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Eigentlich arbeite ich immer daran

Nick: „Was bedeutet Nachhaltigkeit konkret für dich?“
Rosemarijn: „Für mich geht es dabei vor allem um ein gutes Gleichgewicht zwischen Mensch, Tier, Wirtschaft und Umwelt. Ich denke, wir alle streben nach einem angenehmen und bequemen Leben. Dabei müssen wir berücksichtigen, was wir tun und wie sich dies auf die Umwelt auswirkt, damit auch Generationen nach uns angenehm leben können. Das Einzige, was wir meiner Meinung nach tun müssen, ist, das nicht aus den Augen zu verlieren, sondern die Balance zu finden.“

Nick: „Und wie setzt du das in deiner täglichen Arbeit in die Praxis um?“
Rosemarijn: „Eigentlich arbeite ich immer daran. Innerhalb des NIC sind wir immer auf der Suche nach Möglichkeiten, unseren Kunden - den Viehzüchtern - zu helfen, die besten technischen oder wirtschaftlichen Ergebnisse zu erzielen. Wir schauen auf die Bedürfnisse der Tiere und versuchen, die Zusammensetzung unserer Futtermittel so gut wie möglich abzustimmen. Wir suchen nach Wegen, wie die Tiere das Futter, das sie verbrauchen, so effizient wie möglich nutzen können, um die Futterverwertung zu verbessern. Auch hier geht es darum, die richtige Balance zu finden. Ein Mangel an Nährstoffen kann Gesundheitsprobleme verursachen. Aber zu viel hinzuzufügen ist auch nicht gut: der Überschuss wird nicht verwendet und wird über Kot und Urin wieder ausgeschieden.“

Es ist ein ziemliches Puzzle

Nick: „Aber hast du dann nicht irgendwann die ideale Balance gefunden?“
Rosemarijn: „Nein, wir bekommen mehr Wissen, was die Einsichten verändert. Auch die genetische Entwicklung der Tiere - in meinem Fall Schweine - geht weiter, was sich wiederum auf die Ernährungsbedürfnisse des Tieres auswirkt. Ein Beispiel - ein bisschen technisch - aber das macht es deutlich: Anfang dieses Jahres haben wir eine Studie über den Lysinbedarf der heutigen Generation von Mastschweinen abgeschlossen. Lysin ist eine Aminosäure und einer der wichtigsten Bausteine für Proteine und damit für das Wachstum. Die heutigen Mastschweine haben eine enorme Wachstumskapazität. Sie brauchen mehr Lysin, um es zu benutzen. Das Schwein kann dieses Lysin nicht selbst herstellen, sondern muss es über das Futter aufnehmen. Die Untersuchung hat gezeigt, dass der Lysinbedarf, besonders in den ersten fünf Wochen, in denen die Tiere im Mastschweinestall sind, viel höher ist, als wir anfangs immer gedacht hatten. Dieses Wissen wenden wir nun in unseren ULTRA-Mastschweinefuttermitteln an.“

Nick: „Kannst du so etwas eins zu eins in die Zusammensetzung des Futters übernehmen?“
Rosemarijn: „Haha, nein, das ist ein bisschen mehr als das. Welche Rohstoffe verwenden wir dafür? Wie wirkt sich das auf den Kostpreis aus? Wird es den Stickstoff- und Phosphatgehalt des Futters beeinflussen; wird er nicht zu hoch sein? Es ist ein ziemliches Gepuzzel!“

Nick: „Hast du ein weiteres Beispiel für Forschung, bei der Nachhaltigkeit eine Rolle spielt?“
Rosemarijn: „Klar, ich bin jetzt sehr beschäftigt mit Datenprojekten über Sauen und Mastschweine, die sich auf Präzisionsfütterung konzentrieren. Das ist sowohl für den Kunden als auch für ForFarmers interessant. Die Kunden können ihre Tiere viel genauer nach ihren Bedürfnissen füttern. So wird das Futter noch besser genutzt und es gibt weniger Abfall. Und ForFarmers kann diese Daten nutzen, um besser planen zu können, wenn der Kunde neues Futter benötigt. Dies wiederum bietet Möglichkeiten, Produktion und Transport effizienter und damit nachhaltiger zu organisieren.“

Der Fokus ist von Land zu Land unterschiedlich

Nick: „Going Circular ist ein wichtiger Teil der neuen Strategie. Welche Auswirkungen wird das auf deine Arbeit haben?“
Rosemarijn: „Das betrifft uns als NIC direkt. Als Innovationsmanagerin beschäftige ich mich nicht nur mit dem Heute und Morgen, sondern auch mit der Zukunft; in welche Richtung wird sich der Markt in den kommenden Jahren bewegen, was brauchen unsere Kunden und wie kann ForFarmers ihnen dabei helfen. Wie können wir uns weiterhin hervorheben? Going Circular ist ein Teil davon. Nachhaltigkeit wird immer wichtiger, wie sich in den Diskussionen mit den Kollegen in den verschiedenen Ländern zeigt. Allerdings liegt der Schwerpunkt in jedem Land anderswo. Im Vereinigten Königreich zum Beispiel fragen sie nach Alternativen zu Soja, während in den Niederlanden Stickstoff ein heißes Thema ist.“

Nick: „Merkst du auch, dass Nachhaltigkeit bei Einzelhändlern und Verarbeitern höher auf der Tagesordnung steht?“
Rosemarijn: „Wenigstens bekommen wir mehr Fragen aus dieser Ecke über das Futter. Zum Beispiel über die Herkunft der Rohstoffe, ob sie aus der EU oder von weiter her kommen; ob wir sojafreie Futtermittel herstellen können und so weiter. Wenn du andere Rohstoffe wie Insekten verwenden willst, musst du dich auch mit Genehmigungsverfahren auseinandersetzen. Man muss das als Kette aufgreifen, nicht als einzelnes Produzent. Und wir müssen immer die Auswirkungen dieser Rohstoffe auf den Selbstkostenpreis, das Wachstum der Tiere und dergleichen berücksichtigen.“

Wir tun unseren Teil

Nick: „Was denkst du, wie ForFarmers in Sachen Nachhaltigkeit abschneidet?“
Rosemarijn: „Es ist gut, dass es einer der Bausteine in der neuen Strategie ist. Dann können wir uns auch in dieser Hinsicht als Unternehmen profilieren. Die Herausforderung besteht hier darin, die Wünsche und Ziele des Kunden im Mittelpunkt zu halten. Leider sind nachhaltige Lösungen nicht unbedingt die billigsten. Infolgedessen befinden wir uns manchmal in einer Lücke zwischen Nachhaltigkeit und Selbstkostenpreis, wenn es um die Futterzusammensetzung geht. Es geht immer darum, die Balance zu finden, damit unsere Kunden noch Geld verdienen können.“

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