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Es gibt kein Patentrezept für mehr nachhaltige Rohstoffe

24-11-2022

Wie groß ist der CO2-Fußabdruck von einem Stück Fleisch, einem Ei oder einem Liter Milch? Um diese Frage zu beantworten, berechnet ForFarmers die Emissionen der eigenen Futtermittel. Die Rohstoffe für das Futter spielen dabei eine große Rolle, so Wilco Engberts (Direktor Formulierung, Qualität und Labor) und Mona Dozeman (Zusammensteller von Viehfutter). „95% unserer Futtermittelemissionen stammen von den Rohstoffen. Sie entstehen z.B. bei der Produktion oder dem Transport dieser Rohstoffe. Mit den richtigen Daten können wir den genauen Ursprung der Rohstoffemissionen herausfinden und mit diesem Wissen können wir an der Reduzierung dieser Emissionen arbeiten.“

Viele Dinge sind miteinander verknüpft

Wilco Engberts
Wilco Engberts

Die verantwortungsvolle Beschaffung und Verarbeitung unserer Rohstoffe ist eine der drei Säulen unseres Nachhaltigkeitsansatzes ‚Going Circular‘. Wir legen großen Wert auf die Reduzierung der CO2-Emissionen. Wilco stellt fest, dass dies auch ein zunehmend wichtiges soziales Thema ist. Aufgrund des gestiegenen Interesses und der wachsenden Bedeutung steigt seiner Meinung nach auch der Bedarf an zuverlässigen Berechnungsmodellen.

„Wir arbeiten ständig daran, die Nachhaltigkeit unserer Aktivitäten auf verschiedenste Weise zu verbessern. Dabei wird deutlich, dass viele Dinge miteinander verknüpft sind. Manchmal im positiven Sinne, manchmal im negativen. Wenn du den CO2-Ausstoß optimierst, musst du auch wissen, wie sich das auf das Wohlergehen der Tiere, die Selbstkosten oder z.B. auf die Regionalität beim Einkauf oder Verkauf auswirkt. Du möchtest vermeiden, dass du durch die Reduzierung deiner eigenen CO2-Emissionen zufällig den gegenteiligen Effekt in einem anderen Nachhaltigkeitsthema erzielst.“

An den richtigen Knöpfen drehen

Mona Dozeman
Mona Dozeman

„Du kannst zum Beispiel versuchen, die CO2-Emissionen von Rohstoffen zu reduzieren, indem du Mais aus den Niederlanden statt aus Brasilien verwendest“, erklärt Mona. „Das heißt aber nicht, dass dies die Gesamtemissionen verringern wird. Aufgrund des warmen Klimas in Brasilien trocknet der Mais viel schneller und natürlicher, während man Mais aus den Niederlanden sehr intensiv trocknen muss, was wiederum Energie kostet. Zum Glück gehen die verschiedenen Nachhaltigkeitsaspekte manchmal Hand in Hand. Die Verarbeitung von Nebenprodukten aus der Lebensmittelindustrie in Tierfutter ist vorteilhaft für die CO2-Emissionen, und wir wandeln Restströme, die die Menschen nicht essen, in hochwertiges Eiweiß über Milch, Eier oder Fleisch um.“

„Weil der Fußabdruck von Rohstoffen so wichtig ist, muss man glaubwürdige und unabhängige Daten verwenden, um Berechnungen zu unterstützen. Deshalb nutzen wir die unabhängige, internationale Datenbank von GFLI, in der verschiedene Datenströme zusammenlaufen. Unsere Daten werden immer umfassender und präziser. Das Ergebnis ist, dass wir mehr wissen und ein besseres Gespür dafür haben, an welchen Knöpfen wir drehen müssen.“

Möglichkeiten zur Emissionsreduzierung

Ein wichtiger Drehknopf, an dem laut Wilco schon jetzt gedreht werden kann, ist der Ort, an dem die Rohstoffe produziert werden. „Vor allem sollte man keine Rohstoffe aus Gebieten beziehen, die erst kürzlich abgeholzt oder gerodet wurden, wie das Amazonasgebiet oder der Cerrado in Brasilien. In diesen Gebieten ist der Boden durch herabfallendes Laub und umgestürzte Bäume voller organischer Stoffe, so dass sich über Jahrhunderte CO2 im Boden angesammelt hat. Dieser Vorrat wird freigesetzt, wenn man in den ersten Jahren nach der Abholzung Rohstoffe wie Soja darauf anbaut. Der CO2-Fußabdruck dieser Gebiete kann bis zu zehnmal so groß sein wie der des Rohstoffs selbst. Wir könnten die Emissionen erheblich reduzieren, wenn wir Soja und andere Rohstoffe zum Beispiel aus Nordamerika oder Europa beziehen würden.“

Rohstoffumschlag

Unterschiedliche Interessen

Das ist jedoch nicht so einfach, wie es scheint. „Nordamerikanisches Soja enthält in der Regel weniger Eiweiß als Soja aus Brasilien. Mit Blick auf den ökologischen Fußabdruck ist Soja aus Nordamerika die bessere Wahl, aber finanziell gesehen ist brasilianisches Soja am vorteilhaftesten. Man muss die Vor- und Nachteile abwägen“, sagt Mona. Es ist auch eine Abwägung, die man treffen können muss, sagt Wilco: „Es muss rentabel sein. Letztendlich geht es darum, die gleiche Menge Fleisch, Milch oder Eier mit so wenig Futter wie möglich zu produzieren und damit auch so wenig CO2 wie möglich zu verursachen. Die Leistung des Tieres auf der Grundlage des Futters bleibt führend, wenn man die Zusammensetzung des Futters ändert.“

„ForFarmers sucht ständig nach besseren Möglichkeiten, um zum Beispiel Soja aus Brasilien weiter zu verarbeiten, aber gleichzeitig sicher zu sein, dass dieses Soja nicht aus kürzlich abgeholzten Gebieten stammt. Wenn wir Satellitenbilder von vor 20 Jahren mit Bildern von heute vergleichen, können wir zeigen, dass in diesen Gebieten damals auch schon Soja angebaut wurde und es deshalb keinen Wald gab.“