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FairMast - ein Trend beflügelt

Sektor News Sektor News12-11-2018

Am 30. Oktober hatte die ODEGA-Gruppe zur Einweihung Ihres Masthähnchenbetriebes ins brandenburgische Sachsendorf, Landkreis Märkisch-Oderland, geladen. Das familiengeführte Landwirtschaftsunternehmen, das sich mit verschiedenen landwirtschaftlich geprägten Bereichen im Osten Deutschlands beschäftigt, wird ab dem 13. November als erstes Unternehmen in Deutschland langsam wachsende Hähnchen nach dem FairMast-Konzept produzieren. Damit setzt der ehemalige Milchviehbetrieb einen neuen Standard in Sachen Tierwohl in der Hähnchenmast.

Detlef Brauer, Geschäftsführer ODEGA-Gruppe (r.)

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„Es muss gelingen, die Verbraucher davon zu überzeugen, dass diese Produktionsweise ein großer Schritt zu mehr Tierwohl im Hähnchenbereich ist und selbstverständlich seinen Preis hat.“

Mehr Tierwohl

Bei der Suche nach alternativen Haltungsformen wurde Detlef Brauer auf das FairMast-Konzept für Masthähnchen aufmerksam. Ein System, das hinsichtlich Tierwohl aus seiner Sicht das derzeit überzeugendste sei. „Selbstverständlich immer unter der Maßgabe, dass wir keine Einzeltiere halten, sondern Masthähnchen produzieren, die qualitativ hochwertig und dennoch bezahlbar sind“, betont der Geschäftsführer.

In Zusammenarbeit mit Agri Geflügel wurden Pläne geschmiedet, am Standort Sachsendorf FairMast-Hähnchen zu produzieren. Nach einem langwierigen Genehmigungsverfahren und umfangreichen Umbaumaßnahmen konnten am 13. November die ersten FairMast-Hähnchen die neuen Ställe beziehen. Die Küken der Rasse Hubbard JA 757 werden von Probroed & Sloot bezogen und mit dem tierfreundlichen HatchCare-System erzeugt.

FairMast - das Konzept

  • Langsam wachsende Tiere der Rasse Hubbard JA 757
  • Mastdauer von 56 Tagen
  • Weiträumige Ställe mit überdachter Auslaufmöglichkeit (Wintergarten)
  • Besatzdichte ca. 10 Tiere/m²
  • Tageslicht mit natürlichen Tag-/Nachtrhythmus
  • Strohballen zur Beschäftigung und erhöhte Ruheflächen
  • gentechnisch unverändertes Futter mit besonders hohem Getreideanteil (über 70% Getreide).
  • Getreideeinstreuung zur Beschäftigung
  • Das Konzept entspricht mit seinen Kriterien der EU-Richtlinie 543/2008 und den dort genannten Bestimmungen für extensive Bodenhaltung, geht jedoch weit darüber hinaus.

Was kostet es, was bringt es und wie sieht die Vermarktung aus

Was kostet es, was bringt es und wie sieht die Vermarktung aus? Das waren die Fragen, mit denen Erlend Beltman, Manager Agri Geflügel von Geschäftsführer Detlef Brauer konfrontiert wurde. „Ein sehr rationaler Ansatz, der sich in der Entscheidungsphase in eine emotionale Sichtweise gewandelt hat“, betont Beltman. Aus seiner Sicht drehe sich die Welt nicht um den Landwirt, sondern müsse er sich nach den Wünschen der Konsumenten richten. „Gerade bei der jüngeren Zielgruppe liegen gesunde und schnell und einfach zuzubereitende Produkte voll im Trend; die Nachfrage nach Geflügelprodukten ist entsprechend groß. Hinzu kommt, dass bei 99 Prozent aller FairMast-Betrieben auf den Einsatz von Antibiotika verzichtet werden kann.“

Beflügelnde Perspektive

„Das FairMast-Konzept bietet in Deutschland großes Potenzial“, unterstreicht Jan te Paske, Verkaufsleiter Geflügel Ost. In enger Zusammenarbeit mit Erlend Beltmann von Agri Geflügel (Plukon) hat er das Projekt in den vergangenen zwei Jahren vorangetrieben. Vor allem für Landwirte, die einen Ausstieg aus der Milchviehhaltung planen und sich nach Alternativen umsehen, kann FairMast eine interessante Alternative sein. Die Investitionskosten, die sich beispielsweise für den Umbau eines Louisiana-Stalls ergeben, sind mit ca. 2 Euro pro Hähnchenplatz überschaubar. Zudem werden 40 Prozent der Gesamtinvestitionskosten subventioniert.

WelFair Futterprogramm für langsam wachsende Hähnchen

Für die FairMast wird die robuste und langsam wachsende Rasse Hubbard JA 757 eingesetzt. Mit Tageszunahmen von 46 Gramm stellen Sie andere Anforderungen an die Fütterung. Daher hat ForFarmers speziell für langsam wachsende Hähnchen das Fütterungskonzept WelFair entwickelt. Die Futtersorten des 3-Phasen-Programmes sind optimal auf die Anforderungen von Tier und Konzept abgestimmt.

„5D-Produkt“

Für das FairMast-Hähnchenfleisch wird der Verbraucher 30 - 40 % mehr Geld an der Kasse des Supermarktes zahlen müssen. „Ein Preis, der für qualitativ hochwertiges Geflügelfleisch und dem nachdrücklichen Wunsch nach mehr Tierwohl erforderlich und gerechtfertigt ist“, betont Beltman. Er vertraut darauf, dass deutsche Konsumenten bereit sind, für ein „5D-Produkt“ (in Deutschland geschlüpft, gefüttert, gemästet, geschlachtet, vermarktet) tiefer in die Tasche zu greifen. Dabei beruft er sich auf den niederländischen Markt, wo seit langem ausschließlich Fleisch angeboten werde, das hohen Standards an das Tierwohl genüge. Ein Rückgang des Fleischkonsums sei trotz höherer Preise nicht zu verzeichnen.